Case Study: Ohne Staatshilfe durch die Krise

Viele Unternehmer legen sich in diesen Tagen verschiedene Szenarien zurecht, wie Sie ihren Betrieb durch die Krise bringen und rechnen sich aus, ob der vorhandene Liquiditätspuffer und die verbliebene Ertragsbasis dafür ausreichen, oder ob sie nicht doch auf die vom Staat aufgegleisten Hilfspakete zurückgreifen sollen (Kurzarbeit und COVID-Kredite, eine Übersicht aller getroffenen Massnahmen finden Sie hier).

So auch N.L, Inhaber eines mittelständischen Präzisionsmechanik-Betriebes aus der Zentralschweiz. Er führt den Betrieb bereits in zweiter Generation und beschäftigt in seinem Betrieb 9 Mitarbeitende sowie zwei Lehrlinge. Das Unternehmen ist stark in der Fertigung mechanischer Teile aller Art im Bereich der Präzisionsmechanik, Abnehmer sind Zulieferer der Maschinenbau-Industrie.

Ausgangslage vor der Krise:

  • 9.5 Vollzeit-Stellen-Äquivalente (FTE) + 2 Lehrlinge
  • Erwarteter Jahresumsatz 2020: knapp CHF 2’600’000 (2019: 2.3 Millionen), bei einer Bruttomarge von 75%
  • Das Unternehmen befindet sich bereits in der zweiten Generation in Familienbesitz
  • Es besteht eine Grundpfand-besicherte Kontokorrent-Kreditlinie von CHF 100’000, der aktuelle Kontostand beträgt + CHF 13’000. Aufgrund grösserer Investitionen im Vorjahr verfügt das Unternehmen über keine nennenswerten Liquiditätsreserven.
  • Für das Jahr 2019 ist eine Dividendenausschüttung von CHF 120’000 geplant, die Ausschüttung sollte per Ende Mai erfolgen (der Geschäftsführer bezieht einen relativ geringen Monatslohn, der bei gutem Geschäftsgang jeweils über die Dividende ausgeglichen wird).

Vor der Krise waren die folgenden Mittelabflüsse prognostiziert:

Grafisch stellt sich die erwartete Entwicklung des Kontostandes vor der Krise wie folgt dar:

Grafik 2: Prognostizierter Kontostand (Screenshot: TRESIO)

IST-Situation: Auftragseinbrüche um 1/3 für die Monate April bis August

Der Betrieb kann zum Glück nach wie vor produzieren. Aufgrund von Produktions-Verzögerungen bei Abnehmern im Ausland infolge der Corona-Krise rechnet der Inhaber jedoch mit einem Umsatzeinbruch von 1/3 bis August. Der Unternehmer hat sich nach eigenen Angaben bis jetzt nie vertieft mit der Liquiditätsplanung auseinandergesetzt, aufgrund der veränderten Ausganssituation hat er sich nun ein TRESIO Konto angelegt, um rasch einen Überblick zu gewinnen.

Die neue Ausgangslage stellte sich für das Unternehmen wie folgt dar:

Grafik 3: Liquiditätsprognose ohne Massnahmen (Screenshot: TRESIO)

Wie man in der Grafik 3 sieht, wäre das Unternehmen ohne geeignete Massnahmen per Ende Mai faktisch illiquid und damit bankrott. Es wäre kein Geld mehr dagewesen, um die laufenden Kosten zu bezahlen, da die 100’000 Kreditlimite dafür nicht ausgereicht hätten.

Dass die Situation bis in einem Jahr wieder positiv ist nützt in diesem Falle nichts, da das Unternehmen schon vorher faktisch tot gewesen wäre.

IST-Situation nach der Initiierung von Sofort-Massnahmen:

Nachdem der Unternehmer sich mit Hilfe von TRESIO einen Überblick der IST-Situation verschafft hat, ging es nun darum, geeignete Massnahmen aufzugleisen, um den drohenden Liquiditätsengpass abzuwenden. Kurzarbeit möchte das Unternehmen vorläufig vermeiden, da der Betrieb nach wie vor läuft.

Rein aufgrund des Umsatzes aus dem Vorjahr hätte das Unternehmen Anspruch auf einen zinsfreien COVID-Kredit von CHF 230’000. Damit könnte der Liquiditätsengpass vollständig überbrückt werden. Allerdings möchte der Unternehmer die Aufnahme von Fremdkapital und damit die Belastung der Bilanz (und auch die zukünftigen Mittelabflüsse aufgrund der Rückzahlung) möglichst vermeiden, um in Zukunft noch Reserven zu haben, um in das Wachstum zu investieren.

Um den drohenden Liquiditätsengpass abzuwenden, wurden die folgenden Massnahmen initiiert:

  • Die auf Ende Mai vorgesehene Dividenden-Ausschüttung von CHF 120’000 konnte nach Rücksprache mit den Eigentümern um ein volles Jahr zurückgestellt werden. (+CHF 120’000)
  • Die Hausbank hat sich bereit erklärt, die Tilgungen der Hypothek auf der Geschäftsliegenschaft (per 30.04 und 30.08 wären je CHF 19’000 fällig gewesen) auszusetzen, die nächste ordentliche Rückzahlung erfolgt nun per 30. Oktober 2020 (+ CHF 38’000)
  • Die nächste Leasingrate für den Maschinenpark, die per Anfang Mai fällig gewesen wäre, konnte ebenfalls um ein Quartal nach hinten verschoben werden (+ CHF 15’000)
  • Im Juni wäre eine Steuerrechnung von CHF 35’000 fällig gewesen. Das Steueramt verzichtet bis Ende Jahr auf Verzugszinsen, N.L. nutzt diese Frist und hat die Zahlung auf Ende Jahr verschoben (+ CHF 35’000)
  • Auf die Beantragung von Kurzarbeit wird vorläufig verzichtet, da der Betrieb trotz Umsatzeinbusse weiterläuft. Die Mitarbeitenden bauen Überstunden ab, wovon das Unternehmen in Zukunft profitieren wird.

Mit den getroffenen Massnahmen werden insgesamt liquide Mittel in der Höhe von CHF 208’000 freigesetzt. Dies ist für den Betrieb ausreichend, um den starken Umsatzrückgang bis August ausgleichen zu können.

Die neue Ausgangslage präsentiert sich nun wie folgt:

Grafik 4: Liquiditätsprognose nach Lancierung der Massnahmen (Screenshot: TRESIO)

Fazit des Unternehmers N.L.

«Ich muss zugeben, ich habe mich zum ersten Mal derart vertieft mit der finanziellen Betriebsplanung auseinandergesetzt. TRESIO hat mir die Planung enorm erleichtert, da das Budget sehr rasch erstellt war und ich vor allem mit verschiedenen Szenarien herumspielen konnte und die Auswirkung von möglichen Anpassungen immer gleich auch graphisch gesehen habe. Ich hatte zuerst versucht, mir eine Planung in Excel zusammenzustellen, das wurde dann aber rasch sehr unübersichtlich.»

Zitat N.L., Firmeninhaber

Auf die Beantragung eines COVID-Kredites verzichtet das Unternehmen vorläufig und behält sich diese Massnahme als Reserveplan offen, falls die Krise länger andauern sollte als geplant.

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